Alteplase-Mangel

Wie die Schlaganfallbehandlung trotz Lieferengpass aufrecht erhalten bleibt

DSG-Experten stellen auf ihrer Online-Pressekonferenz wirksame Maßnahmen vor

Oktober 2022 – Die Nachricht über einen Lieferengpass von Alteplase verbreitete sich im Frühjahr 2022 dieses Jahres rasch – denn ein Mangel an diesem Medikament kann für viele Schlaganfall-Patienten lebensbedrohlich werden. Alteplase ist das wichtigste Medikament zur Akutbehandlung von Schlaganfallerkrankten: Es kann ein Blutgerinnsel, das ein Gefäß im Gehirn eines Schlaganfallpatienten verstopft, wieder auflösen. Das Medikament wird weltweit ausschließlich durch das deutsche Unternehmen Boehringer Ingelheim hergestellt, diese Monopolstellung erhöht die Brisanz des Lieferengpasses. Experten der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) machen deshalb auf ihrer Online-Pressekonferenz am Mittwoch, den 26. Oktober auf die Problematik aufmerksam und zeigen Maßnahmen auf, wie einem drohenden Versorgungsengpass entgegengewirkt wird.

Im April dieses Jahres wurde durch das Unternehmen Boehringer Ingelheim ein Lieferengpass von Alteplase – Handelsnamen Actilyse® – bekannt gegeben. „Alteplase ist seit über 20 Jahren das einzige zugelassene Präparat zur Lysetherapie beim akuten Hirninfarkt“, erklärt Professor Dr. med. Darius Günther Nabavi, 1. Vorsitzender der DSG. „Alteplase kann ein Blutgerinnsel, das ein Gefäß im Gehirn verstopft und so einen Schlaganfall verursacht, wieder auflösen. Da vor allem in den ersten viereinhalb Stunden die Therapie mit Alteplase erfolgreich ist, muss ein Patient mit Schlaganfall so schnell wie möglich in adäquate ärztliche Behandlung gebracht werden. Für die Akutbehandlung von Schlaganfallpatienten zuständig sind Stroke Units, spezialisierte Einrichtungen mit entsprechender personeller und technischer Ausstattung. „Ein akuter Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall und erfordert eine rasche zielgerichtete Behandlung“, so Nabavi, Chefarzt der Neurologie am Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin. Ein Versorgungsengpass des Medikaments Alteplase könnte also für Schlaganfall-Patienten bedrohlich werden.

Um diesem entgegenzuwirken, hat Boehringer Ingelheim seit Beginn des Lieferengpasses im April dieses Jahres erste Maßnahmen in die Wege geleitet: Die Lieferungen wurden kontingentiert, das heißt die Stroke Units erhalten seitdem etwa nur 90 % der ursprünglichen Liefermenge von Alteplase. „Das ist ein klarer Einschnitt“, bemerkt Nabavi, „aber gleichzeitig hat dies für Transparenz und Gleichbehandlung gesorgt und hat Vorratskäufe der Kliniken verhindert.“ Zudem wurden über eine Außendienst-Hotline des Unternehmens kurzfristige Nachlieferungen eingeräumt, um regionale Unwuchten sofort auszugleichen.

Auch die DSG hat unverzüglich reagiert: „Wir haben einen regelmäßigen Austausch mit dem Unternehmen etabliert und ein monatliches Reporting mit den Stroke Units aufgenommen“, so schildert Professor Nabavi die Maßnahmen. „Wir haben uns außerdem für ein strukturiertes Bestandsmonitoring von Alteplase in den Kliniken eingesetzt, um zu erfassen, für wie viele Wochen die Lysetherapie sichergestellt ist.“ Die Stroke Units überwachen seitdem regelmäßig, welche Mengen an Alteplase wöchentlich im Durchschnitt benötigt werden und gleichen dies mit der vorrätigen Menge in Klinik und Krankenhausapotheke ab. Die DSG hat dafür ein Ampelsystem angeregt, das von zahlreichen Stroke Units aufgegriffen wurde: Grün steht für einen Bestand von > 4 Wochen, gelb für die erste Warnstufe mit einem Bestand von 2 – 4 Wochen und rot für den kritischen Bereich mit einem Bestand von < 2 Wochen. Die DSG hat auch Maßnahmen für einen achtsamen Umgang mit dem Medikament erarbeitet, wie eine korrekte Indikationsstellung und eine präzise Dosisermittlung. „Wir haben zudem die Produktion kleinerer Dosiereinheiten beim Hersteller befürwortet, was vom Unternehmen bereits umgesetzt wurde“, so Nabavi. Nun sind mehr kleine Dosiereinheiten verfügbar, was den Materialverwurf landesweit weiter vermindert haben sollte. Die DSG hat schließlich eine Arbeitsgruppe damit beauftragt, mögliche alternative Behandlungsoptionen für den kritischen Engpass zu prüfen; Details dazu werden auf der Online-Pressekonferenz der DSG vorgestellt. Professor Nabavi zieht nach fast sechs Monaten ein Zwischenfazit: „Aufgrund der ergriffenen Maßnahmen und der besonnenen Reaktion der Stroke Units hat der Lieferengpass von Alteplase bislang nicht zu einem Versorgungsengpass geführt. Dadurch konnte die Schlaganfallbehandlung in Deutschland auf einem unverändert hohen Niveau weitergeführt werden.“

Anmeldung zur Online-Pressekonferenz(PDF)

Kontakt für Journalisten:

Pressestelle Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
Friederike Gehlenborg und Katharina Kusserow
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart

Tel.: +49 (0)711 8931-295/-703
Fax: +49 (0)711 8931-167
E-Mail:

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